In meinem Artikel für die Seniorenredaktion der TA stelle ich das Anfang Oktober 2017 erschienene Buch von Hirnforscher Prof. Gerald Hüther vor:
Hier, der besseren Lesbarkeit wegen, der Beitrag als Kopie:
„Wie es gelingen kann, die Selbstheilungskräfte des Gehirns rechtzeitig zu aktivieren.“ Mit diesem Untertitel macht der bekannte Hirnforscher bereits deutlich: Er richtet sich an Menschen jeden Alters, die sich fragen: Kann ich selbst etwas dafür tun, um mein ganz persönliches Demenz-Erkrankungsrisiko zu mindern?
Hüther stützt sich in seinen Ausführungen auf die sogenannte „Nonnenstudie“, in der Wissenschaflter aufgezeigt haben, dass bei einigen der 600 untersuchten Nonnen nach ihrem Tode stark veränderte Hirnstrukturen nachgewiesen werden konnten, obwohl sie bis ins hohe Alter in bester geistiger Verfassung waren. Diese Befunde werfen bisherige Erklärungsmuster der Demenzentstehung über den Haufen. Hüther gelingt es, mit einfachen Worten die komplizierten Zusammenhänge zu beschreiben, und seine Schlussfolgerungen sind gut nachvollziehbar:
Wenn wir es schaffen, die Freude am eigenen Entdecken und Gestalten zu erhalten, wenn wir einen Sinn in unserem Leben sehen, dann fördern wir das „neuroplastische Potential“ unseres Gehirns, sprich: Neue Verbindungen können entstehen, die die Ausfälle durch die parallel erfolgenden physiologischen Abbauprozesse ausgleichen können. Er plädiert für ein radikales Umdenken in Medizin und Gesellschaft und rät, uns beizeiten unseren Ängsten, Beziehungsproblemen oder sonstigen ungelösten Themen zu stellen, denn diese vermindern die Regenerationsfähigkeit des Gehirns.
Ich bin Gerald Hüther sehr dankbar für dieses wegweisende Buch. Teile seine gesellschaftliche Analyse und Lösungsansätze, etwa sein Plädoyer für neue Formen des Zusammenlebens. Ich bin selbst Mitglied in einem großen Wohnprojekt, weil ich genau dieses Zusammenleben der Generationen mit all seinen Herausforderungen für meine Zukunft möchte, weil ich an die gesundheitsfördernde Kraft des gemeinsamen Gestaltens glaube.
Doch, so frage ich mich, wie kommt das Buch bei bereits Erkrankten oder deren Angehörigen an?
Aus meiner Praxisarbeit weiß ich allzu gut, dass eine der größten Herausforderungen nach einer Diagnose ist, statt der zermürbenden Frage „Warum hat es mich getroffen?“ zu einer Krankheitsannahme zu kommen, im Sinne von: „Es ist wie es ist und nun schaue ich nach vorne“.
Und nach vorne schauen heißt, eine gute Begleitung und Betreuung für Erkrankte zu ermöglichen. Seit Jahren findet ein Umdenken im Umgang mit Demenz statt: Statt Defizite zu benennen geht der Blick zu den Fähigkeiten, den Ressourcen: Was kann und mag die Person, was knüpft an die Erfahrungen des bisherigen Lebens an? Welche Bewegungsart tut gut, macht Singen, Tanzen oder Musizieren Freude, Gärtnern oder auch ganz alltägliche Arbeiten des Haushalts? Hier gibt es schon viele positive Ansätze, und die Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, dass diese Betreuungsangebote die geistigen Kräfte fördern können.
Mich hat die Lektüre von Hüthers Buch „Raus aus der Demenzfalle“ sehr inspiriert und motiviert, weiterhin Angehörige und Demenz-Erkrankte zu begleiten, präventiv Menschen bei der Bewältigung ihrer ungelösten Themen zu unterstützen und mich, gemeinsam mit vielen anderen, einzusetzen für den gesellschaftlichen Wandel, der dringend nötig ist: für mehr sinnerfülltes Leben, auch und gerade im Alter.
Hier der Zeitungsartikel:
TA_25.10.2017_Demenz-Buch_Hüther
Hinweisen möchte ich dieser Stelle auch auf den Beitrag zum Buch „Was geht“:

Was geht … – Aktivitäten und Potenziale von Menschen mit Demenz
Petra und Michael Uhlmann | EDITION UHLENSEE
Mein Artikel zu dem Buch finden Sie → hier