„Prüfe alles und bewahre das Beste“. Nach diesem bewährten Grundsatz habe ich zu meinen bisherigen Behandlungsmethoden nun auch die Misteltherapie in mein Angebot aufgenommen.
Warum erst jetzt? Nun, für mich war die Misteltherapie ganz klar im Bereich der Anthroposophischen Medizin angesiedelt, rezeptiert von Anthroposophischen Ärztinnen und Ärzten.
Lange Zeit konnte die Misteltherapie auch über ein Kassenrezept verordnet werden – ein weiterer Grund, mich nicht näher mit dieser Methode zu befassen. Doch seit etlichen Jahren ist diese Erstattungsmöglichkeit nicht mehr gegeben (mit wenigen Ausnahmen, auf die ich weiter unten noch eingehen werde), die allermeisten Patient*innen müssen die Mistel-Injektionen selbst bezahlen. So bieten heute auch zunehmend Heilpraktiker*innen die Misteltherapie im Rahmen der komplementären onkologischen Behandlung an.
Es war eher Zufall, dass ich im Rahmen der „Nacht der Naturheilkunde“ einen Vortrag zur Misteltherapie hörte und der Funke übersprang. Ich gewann einen Einblick in die aufwändige Herstellung der Mistelpräparate, die Anwendungsoptionen wurden erklärt. In der Folge absolvierte ich eine Reihe hervorragender Seminare zur Misteltherapie und gewann Sicherheit in der Auswahl des Wirtsbaumes, in der Dosisfindung und für die Begleitung der Patient*innen. Erfreut war ich, dass an den Weiterbildung eine bunte Mischung von Ärzt*innen, Heilpraktiker*innen und Angehörigen anderer medizinischer Berufe teilgenommen hatte.
Eine Methode mit viel Erfahrungswissen und umfangreichen Studien
Die Misteltherapie geht auf Ida Wegmann und Rudolf Steiner zurück; so können wir inzwischen auf über 100 Jahre Erfahrung zurückblicken und sie gilt als eine der besterforschten und -dokumentierten Pflanzentherapien. Umfangreiche Studien belegen die Verlängerung der Überlebenszeit und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, differenziert zwischen den verschiedenen Tumor-Arten. So konnte auch belegt werden, dass bei sog. „austherapierten Patient*innen“ oder bei inoperablen Tumoren die Lebensdauer und -qualität mithilfe der Misteltherapie signifikant steigt. Mehr dazu hier
Diese Studien führen auf, dass sich der optimale Erfolg der Misteltherapie bei einer Kombination verschiedener Therapien einstellt. Z.B. konnte bei manchen Tumoren die Kombination aus Chemotherapie und Misteltherapie zum best-messbaren Erfolg führen. Es braucht also keine Entscheidung: Entweder Schulmedizin – oder Misteltherapie, sondern wie so oft lässt sich auch hier sagen: Sowohl als auch.
Sowohl als auch gilt auch für die Kombination mit weiteren komplementären Methoden, wie z.b. der Homöopathie. So setze ich – je nach Wunsch – ein homöopathisches Konstitutionsmittel ein, das individuell auf die Patient*in abgestimmt ist, auch ggf. kombiniert mit einem miasmatisch wirkenden homöopathischen Mittel, und empfehle zusätzlich die Misteltherapie. Mein Grundsatz ist jedoch immer: Ich biete an, informiere und erläutere die Optionen – Der Patient / die Patientin entscheidet.
Mistel spritzen oder als homöopathisches Mittel (Viscum album) einnehmen?
Natürlich wäre es einfacher, homöopathische Globuli oder Tropfen einzunehmen, statt sich mehrfach in der Woche eine Spritze zu setzen. Aber das Wirkungsspektrum der als homöopathische Arznei aufbereitete Mistel deckt sich nicht mit dem des Mistelextrakt, der bei den Injektionen eingesetzt wird. Die Wirkung ist erfahrungsgemäß eine andere und lässt sich nicht beliebig austauschen.
Was kann die Misteltherapie bewirken?
Ich möchte auf die umfangreiche Literatur der Hersteller verweisen (siehe unten)
Als Beispiele für die (durch Studien belegte) Wirksamkeit seien erwähnt (aus: Integrative Tumorbehandlung – Empfehlung der Fa. Iscador AG):
- Verbesserung der Lebensqualität durch Appetitsteigerung und Gewichtszunahme, Normalisierung von Schlaf, Wärmeempfinden und Leistungsfähigkeit…
- Reduktion erwünschter Nebenwirkungen konventioneller Therapien wie Chemo- oder Strahlentherapie (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Müdigkeit)
- Linderung tumorbedingter Schmerzen
- Vorbeugung von Rezidiven und Metastasen
- Verlängerung der Überlebenszeit
Misteltherapie auch anwendbar bei Präkancerosen
Ein Einsatzgebiet neben dem bewährten Indikation bei Tumorerkrankungen ist auch die Anwendung bei Krebs-Vorstufen, wie z.B. bei erhöhtem PAP-Wert (beim Gebärmutterhals-Abstrich bei der Krebsvorsorge festgestellt), bei erhöhtem PSA-Wert (der ein Hinweis für eine drohende Prostata-Tumor sein kann) oder bei anderen, als Präkancerose definierten Erkrankungen. Für die Betroffenen ist es dann oft wichtig, selbst etwas tun zu können, das Krankheitsgeschehen möglichst zu wenden, statt ängstlich abzuwarten, was der nächste Kontrolltermin ergibt.
Was biete ich im Rahmen meiner Praxis an?
Meine Aufgabe ist es, das passendste Mistel-Präparat zu wählen: Je nach Tumorart und Konstitution kommen unterschiedliche Wirtsbäume infrage: Apfel, Kiefer, Ulme, Eiche, um nur ein paar Bäume zu erwähnen, auf denen sich die Mistel als Schmarotzer niederlassen kann. Ich wähle die Baumart aus und schaue, welche Hersteller diese Mistel anbieten. (z.B. Iscador, Wala, Abnoba, Helixor…) und unterstütze beim Start mit der Injektionstherapie.
Mitarbeit der Erkrankten ist wichtig: Regelmäßige Messung der Körpertemperatur (um die Regulation des Wärmehaushaltes einschätzen zu können), Notizen über Symptome und Befinden, Einüben der Spritzentechnik: Die Injektion erfolgt abwechselnd links und rechts subkutan im Bauchbereich und wird in der Regel von den Patient*innen selbst oder durch ihre Angehörigen drei mal in der Woche vorgenommen. Bei regelmäßigen Praxisterminen – alle 2-3 Monate – besprechen wir Verlauf, die Dosierung wird überprüft und ggf. verändert.
Anwendungsdauer, Kosten und Kontraindikationen
Die Anwendungsdauer richtet sich nach individueller Situation und sonstiger Therapie. Zur Rezidiv-Prophylaxe kann es sinnvoll sein, die Mistel-Injektionen über Jahre fortzusetzen – dann jedoch mit reduzierter Dosis, z.b. ein Mal pro Woche und auch mit Pausen zwischen den Serien. Und für den Beginn einer Misteltherapie gilt: Je früher desto besser. Also am Besten – bei einer Krebserkrankung – baldmöglichst nach der Diagnose, gerne auch schon vor Beginn einer Chemotherapie. Aber auch jeder spätere Zeitpunkt is möglich.
Die Kosten der Mistelbehandlung belaufen sich bei einer Dosierung von drei Injektionen pro Woche auf ca. 100 – 120 € pro Monat. Kostenerstattung durch die Gesetzlichen Krankenkassen erfolgt nur noch bei Palliativ-Behandlung (wenn also keine kurativen Maßnahmen mehr erfolgen können). Dann muss die Verordnung ärztlicherseits über Kassenrezept erfolgen. Ansonsten sind die Erstattungsmöglichkeiten sehr zurückgenommen. Im Zweifel kann bei der Krankenkasse nachgefragt werden, aber Kostenübernahmen werden, so die langjährige Erfahrung von Kolleg*innen, höchst selten bewilligt.
Wann kommt die Misteltherapie nicht infrage oder sollte ausgesetzt werden? Bei fieberhaften oder entzündlichen Erkrankungen oder bei (bekannten) Allergien gegen Mistel. Ebenso stellen Autoimmunerkrankungen eine Kontraindikation dar, weil durch die anregende Wirkung der Mistel das Geschehen noch mehr „angeheizt“ würde.
Fazit:
Ich bin froh um diese Erweiterung meines Behandlungs-Spektrums. Denn so wie die Studienlage belegt, bin ich überzeugt, dass die Misteltherapie ein ganz wichtiger Baustein der ganzheitlichen Therapie bei Krebserkrankungen, gutartigen Tumoren und Krebs-Vorstufen sein kann.
Für die Begleitung onkologischer Patient*innen stelle ich jeweils individuell einen Behandlungsplan auf, der Klassische Homöopathie, Misteltherapie beinhalten kann, ergänzt durch eine Bedarfsmedikation mit homöopathischen Akutmittel. Diese komplementären Methoden werden zeitlich abgestimmt auf etwaige schulmedizinische Behandlungen. Gerne berate ich Sie in Ihrem individuellen Erkrankungsfalle dazu.