So werde ich ab und zu gefragt. Verständlich, habe ich doch schon deutlich das Renteneintrittsalter überschritten, und ich mache auch keinen Hehl aus meinem Alter. Mit 68 Jahren bin ich glücklich, dass ich meine kleine Praxis in Weimar weiterhin führen kann.
Sehr dem Alter angepasst. Im Vergleich zu meiner Vollzeitpraxis und reger Unterrichtstätigkeit bis 2010 führe ich nun „nur“ noch meine Praxis, unterrichte nicht mehr und habe auch meine Vortragstätigkeit nahezu ganz eingestellt.
Das Arbeiten an die eigenen Möglichkeiten anpassen
Ich lebe das, was ich oft auch meinen älter werdenden Patient*innen nahe lege: Die berufliche Tätigkeit den Möglichkeiten und Bedürfnissen anpassen. Ich spürte es deutlich – und das bestätigen viele Menschen ab Mitte 50, Anfang 60 – dass ich kürzer treten musste und wollte. Die immer währende Frage und Achtsamkeit geht dahin: Wie kann ich in guter Balance bleiben? Wo setze ich Prioritäten?
Manch aufmerksame Besucher*in meiner Webseite wird bemerkt haben, dass es unter dieser Rubrik „Aktuelles“ seit zwei Jahren keinen Beitrag mehr gegeben hat. Gar nicht gut für die Außenwirkung, das weiß ich, und so möchte ich mit ein paar persönlichen Worten skizzieren, was mich in diesen beiden Jahren beschäftigt hat:
An neuem Ort – dann erst mal Innehalten
2019 stand zunächst ganz im Zeichen meines Umzuges in das Wohnprojekt Ro70. Dort lebe ich seit April 2019, und auch mein Büro habe ich in meinen privaten Räumen. Home-Office heißt das ja neuerdings, und dies ermöglicht mir eine gute Einbindung der Praxis-Telefonate und Büroarbeiten in meinem ganz privaten Alltag. Sehr altersgerecht! In die Praxis gehe ich ausschließlich zu den persönlichen Beratungsgesprächen.
Nach dem Umzug ereilte mich dann leider ein Bandscheibenvorfall, der mich zu monatelanger Pause zwang. Selbstfürsorge und alle Kraft in meine eigene Genesung setzen, das war das Gebot der Stunde, und erst nach ca. 4 Monaten begann ich wieder mit der Praxisarbeit. Eine Reha-Kur Ende 2019 brachte mir noch mal sehr viel an gesundheitlicher Stabilisierung und machte mich fit für das so besondere Jahr 2020.
Leben und Arbeiten unter Pandemie-Bedingungen
Die einsetzende Coronakrise forderte von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, mich neu auszurichten und zu informieren, was gerade die aktuellen Richtlinien für meine Praxis als Heilpraktikerin sind.
Daneben brauchte das Zusammenleben in meinem Wohnprojekt sehr viel Zeit und Energie: Die letzten Bewohner*innen sind Anfang März ins Haupthaus eingezogen, wenige Tage später begann der Lockdown. Wie sollten wir Gemeinschaftsleben entwickeln, wo doch Kontakte nicht möglich waren?
In der Praxis war zunächst (wie in vielen anderen Praxen auch) totale Ruhe, dann meldeten sich nach ein paar Woche die Menschen wieder, zumeist mit ihren individuellen Krankheiten, aber oft begleitet und überlagert von Themen, die diese neue Situation der Pandemie betraf. Unsicherheit, Ängste, Überforderung.
Über den Tellerrand schauen
Ich war froh und dankbar in diesen Monaten durchgehend arbeiten zu dürfen, unterbrochen von drei Urlaubswochen, die ich in Schweden verbrachte. Bereits vor dem Corona-Corona-Ausbruch geplant, war ich glücklich, dass die Situation im August mir diese Reise ermöglichte, in der ich vor Ort erleben konnte, wie die Menschen mit Corona umgehen, und das Wichtigste: ich konnte mich in der Weite und Fülle der Natur gut erholen, Kräfte sammeln für Herbst und Winter.
Leben mit Unsicherheit und Ungewissheit – das ist wohl für uns alle die größte Herausforderung in diesen Tagen. Ich versuche dies für mich zu meistern, und ich versuche in dem kleinen Rahmen meiner Praxis die Menschen, die mich in der Praxis aufsuchen, darin zu begleiten, gut durch diese Zeit zu kommen.
Heilpraktische Arbeit – an kein Alter gebunden
Nun, um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Ja, ich praktiziere noch, bin dankbar dafür und entscheide dies von Jahr zu Jahr aufs Neue.